SAF: Hochlauf fördern, Quote korrigieren
Gemäß ReFuelEU Aviation muss das an Flughäfen der Union getankte Kerosin seit Januar 2025 zwei Prozent SAF enthalten. Bis 2050 soll die Quote auf 70 Prozent steigen. Aktuell sind biogene Kraftstoffe rund drei- bis fünfmal teurer als fossiles Kerosin. Strombasierte Kraftstoffe (Power-to-liquid = PtL), die noch nicht industriell produziert werden, werden voraussichtlich bis zu zehnmal mehr kosten. Weil die Beimischungsquote für Abflüge aus der EU gilt, verteuert sie einseitig das Umsteigen über EU-Drehkreuze. Der Preisanstieg bei Reisen über Istanbul, Doha oder Dubai, wo das teure SAF nicht getankt werden muss, ist hingegen marginal. Das führt mittel- und langfristig dazu, dass Verkehr und Emissionen sich vor die Tore Europas verlagern – ohne Nutzen für die Umwelt („Carbon Leakage“), aber zu Lasten europäischer Netzwerk-Airlines.
2025: EU-SAF-Beimischungsquote startet
Ab 2030 sieht ReFuelEU Aviation eine PtL-Quote vor.
ETS-Reform: Zubringerflüge gleichbehandeln
Seit 2012 ist der Luftverkehr Teil des Europäischen Emissionshandels (ETS). Fluggesellschaften müssen seither auf innereuropäischen Strecken für einen jährlich steigenden Anteil ihrer CO2-Emissionen Zertifikate kaufen. Durch die ETS-Reform endet die zum Teil kostenlose Zuteilung von CO2-Zertifikaten. Ab 2026 werden alle Zertifikate versteigert. Die Folge: eine erhebliche Kostensteigerung für die in und aus Europa heraus operierenden Airlines. Ein Beispiel: Bei einer Reise von Madrid nach Shanghai müssen für den Zubringerflug nach Frankfurt CO2-Zertifikate gekauft werden, für einen Zubringerflug nach Istanbul oder Dubai hingegen nicht.
In ihrer geplanten Ausgestaltung haben SAF-Quote und ETS-Reform eine zentrale Schwäche: Sie schützen nicht wirksam vor „Carbon Leakage“ und benachteiligen europäische Netzwerk-Airlines gegenüber Fluggesellschaften mit einem Hub außerhalb der EU. Gezielte Korrekturen sind notwendig.
- Europäische Klimaschutzabgabe (SAF-Abgabe) einführen: Eine faire und einfache Lösung wäre eine SAF-Abgabe, die sich nach dem Reiseziel richtet – unabhängig davon, wo ein Fluggast umsteigt. Die gewonnenen Einnahmen könnten für die Beschaffung von SAF zur Erfüllung der Beimischungsquoten genutzt werden. Das schafft faireren Wettbewerb und fördert den Klimaschutz.
- Produktion und Einsatz von SAF fördern: Damit Europa perspektivisch über ausreichend SAF zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügt, braucht es eine gezielte Förderstrategie.
- CBAM für Luftverkehr prüfen: Der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) kann dazu beitragen, Emissionen in global agierenden Industrien wirksam zu reduzieren. Im Luftverkehr würde er faire Wettbewerbsbedingungen zwischen EU- und Nicht-EU-Fluggesellschaften schaffen.
Das „Fit for 55“-Paket der EU treibt einseitig die Kosten für EU-Airlines
Die SAF-Quoten sind der größte Kostentreiber im EU-Klimaschutzpaket „Fit for 55”.
* nicht beschlossen
Kerosinsteuer abwenden, weitere Klimaschutzmaßnahmen prüfen
Der dritte luftverkehrsrelevante „Fit for 55“-Gesetzesvorschlag betrifft die Überarbeitung der Energiesteuerrichtlinie (ETD). Sinnvoll ist, die Steuerbefreiung für Kerosin EU-weit zu verlängern, wie aktuell auf EU-Ebene erwogen wird. Denn eine rein europäische Kerosinsteuer wäre ein industriepolitisches Eigentor ohne unmittelbare Wirkung auf das Klima. Non-EU-Carrier, die von dieser Abgabe nicht betroffen wären, erhielten einen deutlichen Kostenvorteil. Das kann politisch nicht gewollt sein.
SAF-Bedarf übertrifft Angebot deutlich
2023 wurden weltweit 500.000 Tonnen SAF hergestellt. Dabei benötigt Deutschland bereits 2025 entsprechend den europäischen SAF-Quotenvorgaben allein 200.000 Tonnen, 2035 bereits 2 Millionen Tonnen. Es ist offen, ob dafür ausreichend Kapazitäten zur Verfügung stehen werden.
Quellen: BDL, T+E